11.12.06

Ein steiniger Weg







Als erstes mein Studentenwohnheim am Orinoco-Delta, dann der Jörg und ich im Lerntempel um für das Bestehen der Klausuren zu beten, und zudem noch der Abend mit dem Dave, an dem mich ein Professor der Musikschule einschüchtern wollte, weil ich in einer Schülerbandkonzertpause auf die Bühne gelaufen bin, dem Publikum zugewunken, mich an den "Steinway" gesetzt hab und was spielen wollte. Da kam der aber angerannt, nach zwei, drei Akkorden ... stinksauer. Auf die Frage, wer er denn eigentlich sei, is er noch saurer geworden. Ich habe dann abseits der Bühne noch eine kleine Weile mit ihm geredet, er war ein bisschen unsicher, hat aber in ruhigem Tonfall kleinlaut zugegeben, dass er Angst vor dem Klavierbeauftragten habe und dass es wegen dem nicht geht, das jeder, der will, auf einem 150'000 € Klavier rumklimmpert. Warum das traumhafte Klavier nicht benützt wird, wollte ich wissen, gerade in so einer Umbaupause, warum den JETZT keiner vorne sitzt, hätte ja nich ich sein müssen, und was Schönes spielt, anstatt Plastikmucke vom Band laufen zu lassen. Da ist er weggelaufen, und hat leise geweint, weil er sein Scheitern als Programmdirektor des (sehr schlechten) Konzertabends und als Professor der MusikHOCHschule einsehen musste.

Wir wollten diesen traurigen Ort verlassen, aber auf eine Eingabe vom Davide hin, sind wir vor dem Ausgang im Foyer links abgebogen, eine Treppe nauf. Ein menschenleerer Flur, Stille und eine offene Tür. Dahinter war das, was oben auf den Bildern zu sehen ist. Ein kleiner Konzertsaal mit Bühne und noch einem "Steinway"-Flügel. Unbewacht.

10 Minuten. Länger wollte ich mein Glück nicht strapazieren.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr schöne Geschichte, wirklich. Aber die Bilder sind noch besser, dieser Goldstich, majestätisch. Da werden Himmelharfen mit dem silbernen Geigenbogen sanft gespielt. Klassik ist das wie man sie nur selten verspürt. Lassen sie den Direktor weinen, er hat es verdient, denn der innere Drang eines Pianisten kommt nunmal nicht von ungefähr, der kommt aus dem Herzen, mein Freund.
Ein Freund

Commander hat gesagt…

Wahre Worte. Und für mich das schönste an der Geschichte ist, dass sie wirklich (zu 97 Prozent) wahr ist. Zwei Prozent fallen Erinnerungslücken zum Opfer und ein Prozent meiner ausschweifenden Phantasie. Jetzt, hier, Karten aufn Tisch, Hosen runter: Mein Studenten-Wohnheim liegt gar nicht am Orinoco-Delta, sondern etwas weiter stromaufwärts, unweit der Lobreguez-Mission.

David Gabriel Fischer hat gesagt…

Mann, mann, mann. Der Abend wird noch lange im Gedächtnis bleiben. Lustig wäre es wann man deine Klaviermucke zum Text hören könnte...ohne Worte.

Nette Bilder, besserer Text, noch bessere Erinnerungen.

Gruß