7.3.07

15 Sekunden Wut

Ich sitze in meinem guten Bus, auf irgend einer Raststätte, weiß nich wo, weiß nich wann. Erinnerte mich grad an Mannheim zurück. An einen Abend ohne Geld in der Tasche, mim Kumpel unterwegs zum Karaoke. Unterwegs an der Fussgängerampel sagt uns einer Bescheid: Party in Quadrat D4. Aber zum Karaoke waren wir schon mit anderen verabredet, konnten das nich einfach sausen lassen. Als Alternative trotzdem die Party in D4 in Erwägung ziehend, zogen wir weiter zum Karaoke. Dort war nix mehr los, zu spät dran. Also rüber zu D4. Eintritt für die Party: 1 €. Guthaben: 67 Cent. Diskussion mit der Kassencrew. Argumentation: Wir wollen noch nich nach Hause, ham nich ganz genug Kohle, wollen aber auch nichts trinken, einfach noch unter Leute, um den Abend in Gesellschaft abschließen zu können.

Sie wollten uns aufs Maul hauen. Wegen 33 Cent. Kein Witz. 33 Cent reichen für einen BWLer aus, eine ganze Palette menschenverachtender Erniedrigungen aus den vordersten Schubladen seines zweizelligen Gehirns zu ziehen, handgreiflich zu werden und sich vor der gesamten vernünftigen, friedvollen, freien Menschheit zum Affen zu machen. Wir sind gegangen. Einzige Chance. Zwei gegen 10. Je weiter aber D4 hinter uns lag, emanzipierte sich mehr und mehr der Gedanke in meinem Kopf, dass ein Missstand nicht behoben wurde. Ich ergriff einen Stein, drehte um, bereit zum Kampf, bereit den Stein durch irgendeinen Schädel zu treiben. Dann erinnerte ich mich an die Worte einer klugen Frau: Wer länger als 15 Sekunden wütend ist, wird ein kleiner Hitler. Augen zu und durch. Einfach nach Hause gehen. Ohne Rechtfertigung, ohne Genugtuung aber mit dem Stein in der Faust. Ich besitze ihn noch immer. Er erinnert mich heute an meine 15 Sekunden Wut; mit solcher Pedanterie, dass ich an ihm immer wieder üben kann, kein kleiner Hitler zu werden. Wenn ich ihn ansehe, schaue ich meiner dunklen, unnützen Seite in die Augen, die nur Mannheim zum Vorschein brachte. Denn Mannheim und seine Uni lehrten mich vor allem eines: Aggresivität. Und die brauche ich nicht, hab ich nie gebraucht, braucht niemand nicht. Unnütze Scheiße, die Freundin vom Neid, die Tochter vom Hass, die Schwester der Eifersucht, der Feind der Zufriedenheit, der gesunden, kreativen Melancholie, der Besonnenheit und der guten, alten Liebe.

Ich sitze in meinem guten Bus und hör' Cat Stevens "Sad Lisa" rauf und runter, und erkenne den Triumph des Friedens. Der Friede ist des Menschen höchsten Gut. Ohne ihn war der Mensch die längste Zeit Mensch gewesen.
Spielt die Geige, singt, und ihr nützt den Tag. Vielen Dank Dir für die Post, die Musik wird mich immer begleiten. In meinem blauen Bus. In meinem Kopf. Und somit auch der Friede.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

schon ok was du über die 15 sec sagst, aber beim nächsten mal wut sind wir 3 gegen 10 und 15 sec reichen sowieso um den anzügen die krawatte zu straffen!!!

Commander hat gesagt…

Sehr gut! Ich hab mir die Fratzen von denen gemerkt... Und wenn man in diese schleimigen Visagen mit ihren engen Stirnen schaut, reichen 1,5 sec. wahrscheinlich schon aus.

Anonym hat gesagt…

Wer hat diesen Murks mit den 15 s erzählt, der kleine Hitler sitzt ganz tief in dir und scheißt auf 15 s. Er wiegt 21 Gramm!!!

Commander hat gesagt…

Halt's Maul und sei friedlich.

Jonas hat gesagt…

Wann geht es weiter?

Anonym hat gesagt…

wo treibt er sich rum?wenn er denn überhaupt mehr tut als treiben.von tag zu nacht zu tag.aber nicht davon.
eher fort, in weit entferntere gefielde.obwohl das noch der theorie entspricht.
er maße sich an diese zu praktizieren.
aber erst steht an:....fett fett fett.