5.3.07

...ungewiss ist alle Wiederkehr

In Berlin bin ich stehen geblieben. Ich sag's gleich: es is zuviel da passiert. Ich kanns nich wirklich in niedergeschriebener Sprache resümieren.

Aber natürlich is der Stress erstmal weitergegangen. Ne "Morgenrot"-Barhexe mit großen, gelben Zähnen im Genick wollte uns den Schädel einschlagen, dann is sie geplatzt.
Im Keller war es besser. Die Menschen dort, zusammengepfercht, benebelt von unsäglich dichtem Party-Edelgas, brauchten genau eine musikalische Kettensäge wie die unsere, um am letzten Zipfel ihrer stumpfen Menschlichkeit gekitzelt zu werden, was den ganzen Körperaparat wieder in Wallung brachte. Rock n' Roll, dreistimmiger Gesang und Beatboxing, Alkohol, Sauerstoffunterversorgung, Dunkelheit, Sex, Schlitten, Peruaner, benannt nach deutschen Philosophen, aus den Anden mit den Skiern abgefahren, bis nach Berlin, schöne Frauen im Gepäck, die aber nich reden, nur nuscheln können, Shakespeare, auch eine Frau mit schlechter Laune und großen Augen (und leben tut sie/er auch noch), hingerissene, sehr gut unterhaltene Spanierinnen, Tiere auf allen Straßen, Schweine wollen Hühner fressen, wie Lemminge stürzt sich die Berliner Kindheit in all ihren Einzelteilen in die Tiefe - naja eigentlich nur in ein Tiefchen, in Berlin gibt es keine Berge, nur Erhebungen und Senken. Eigentlich heißt dass da auch Kreuzhügel und Prenzelhubbl. Das darf nur keiner wissen... Deswegen muss man ja auch sein Gehirn abgeben, wenn man nach Berlin rein fährt. Das schwimmt dann im Haus der einsamen Frauen im Sud der Zufriedenheit bis man wieder geht. Man kann aber auch eine Erklärung unterschreiben, dass man über den Zeitraum, den man im dicken B vergammeln will, soviel saufen und kiffen wird, dass jegliche Erinnerung an Kreuzhügel und Prenzelhubbl im Kochtopf der Droge zu Drogenerinnerungslückenpampe zermanscht und vor die Linse des inneren Auges geschmiert wird. Woher ich das alles weiß, warum ich nich Soße im Kopf bin?
Der Trick: Ich hab dran gezogen, aber nie inhaliert!


Hier in Mannheim tut sich auch was. Die Stadt hat versucht sich bei mir einzuschleimen. Fremde Menschen haben mir Komplimente gemacht, fremde Menschen haben dem David und mir einfach so ne Schnitzelplatte mit Pommes, zwei Stangen Zigaretten, eine Methusalemflasche feinsten Champangers und 10 Euro geschenkt. Aber ich lass' mich nicht bestechen. Uni hat wieder angefangen, Undercover-Bullen wüten in den Straßen, durchsuchen alles und jeden, der sich die Schuhe falsch gebunden hat oder nich nach BWL-Spack aussieht, und es stinkt hier. Deswegen hab ich mir diesen Bus hier gekauft: Für meine letzten 40 Cent, meine Pfandflaschen und einen eingeschweißten Marmorkuchen ausm ALDI. Ich hab alles an Bord, sogar Roger, meinen selbstgezüchteten Apfelbaum. Ich hab' mich auf den Weg gemacht, die Welt zu umrunden. Erstmal hoch nach Hamburg, eine Crew anheuern. Mein Bus mit den grünen Zauberrädern kann ja auch nicht kaputt gehen, weil er schon 25 Jahre in der Sowjetunion hinter sich hat. Er is so abgehärtet, er braucht nichmal mehr Sprit zum fahren. Man muss nur alle 1000 Kilometer die russische Hymne anstimmen und er läuft weiter.
Mein kleines Zimmer und der Ausblick auf den Orinoco werden mir tatsächlich ein wenig fehlen und dass ich kein Gastgeber mehr sein kann, ansonsten bin ich froh, die Kurpfalz als kleinen Punkt im Kunterbunt der Vergangenheit verschwinden gesehen zu haben. Der "Raport: Mannheim" is tot. Der "Raport: Freiheit" erwacht. Machs gut, Süddeutschland, machts gut, Freunde, es reißt euch keiner den Kopf ab und man lebt nur einmal, in diesem Sinne: Dance 'til the end...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Halt, ich will mit!

David Gabriel Fischer hat gesagt…

das sieht ja nach ner netten party aus, wär ich gern dabei gewesen...